Brustkrebs-Metastasen


Brustkrebs-Metastasen treten bei ca. 20 bis 40 Prozent der Frauen mit Brustkrebs im Verlauf ihres Lebens auf. Die Tumorzellen der Metastasen bei Brustkrebs sind in der Regel aggressiver und nicht mehr so leicht zu therapieren wie der Ursprungstumor in der Brust.

Entstehung von Metastasen bei Brustkrebs

Brustkrebs wird heute als eine systemische Erkrankung begriffen, die den gesamten Körper einschließt, ihren lokalen Ursprung aber in der Brust hat. Ob einzelne Brustkrebszellen die Möglichkeit haben, in fremde Organe über das Blut oder das Lymphsystem zu gelangen und sich dort anzusiedeln, also Tochtergeschwulste (Metastasen) zu bilden, wird nicht von der Größe des Tumors, sondern von den Eigenschaften der einzelnen Zellen bestimmt. Wenn Brustkrebszellen bestimmte Proteine herstellen können, die es Ihnen erlauben, innerhalb des schnell fließenden Blutes zu verlangsamen, die Gefäßwand zu durchdringen und sich in dem dahinterliegenden fremden Gewebe anzusiedeln, können Brustkrebs-Metastasen entstehen. Diese Proteine und genauen Mechanismen sind noch nicht vollständig wissenschaftlich aufgeklärt, aber viele Forscher arbeiten daran.

Häufigkeit von Brustkrebs-Metastasen

Trotz modernster Therapie treten heute noch bei ca. 20 bis 40 Prozent der Frauen mit Brustkrebs im Verlauf ihres Lebens Tochtergeschwülste der Brustkrebserkrankung im Körper auf. Abhängig von dem jeweiligen Milieu in den entfernten Organen metastasieren Brustkrebszellen dabei vor allem in die Knochen, die Leber, die Lunge, die Lymphknoten und das Gehirn. Bei der Hälfte der Frauen entwickeln sich die Metastasen des Brustkrebses innerhalb der ersten 5 Jahre nach Diagnose des Mammakarzinoms, bei den meisten anderen Frauen im 6.-15. Jahr nach der Ersterkrankung. Selten können auch noch später Brustkrebs-Metastasen auftreten.

Da momentan die Krebsnachsorge bei Brustkrebs in Deutschland symptomabhängig durchgeführt wird, sollten Sie genauestens in Ihren Körper hineinhören, damit Metastasen bei Brustkrebs früh entdeckt werden können.

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Symptome und Lokalisation von Brustkrebs-Metastasen

Die ersten Anzeichen von Brustkrebs-Metastasen sind abhängig von deren Lokalisation. Je nach Befall des Organs und Sitz der Metastase innerhalb des Organs kann es zu verschiedenen Symptomen kommen. Nachfolgend finden Sie die wichtigsten klinischen Symptome.

Bei Knochen-Metastasen:

  • Knochenschmerzen: spitz oder drückend; häufig in Wirbelsäule, Rippen, Brustbein und Schädel, seltener in Oberarm und Oberschenkel, sehr selten in Hand- und Fußknochen, äußerst selten in den Gelenken
  • Knochenbruch an ungewöhnlicher Stelle oder ohne spezifischen Grund
  • Müdigkeit, Verwirrtheit, Herzrhythmusstörungen (Symptome eines zu hohen Kalziumspiegels bei Knochenmetastasen)

Mamma-CA

F18-FDG PET/CT Knochenmetastase im Scapulahals rechts – im Computertomogramm (noch) nicht darstellbar

Bei Lungen-Metastasen:

  • Chronischer Husten
  • Auswurf von blutigem Schleim
  • Atemnot unter Belastung oder sogar in Ruhe (Treppensteigen fällt schwer, Spazierengehen nur noch kurzzeitig möglich)
  • Geringe Belastbarkeit

Bei Leber-Metastasen:

  • Chronischer Druck im rechten Oberbauch
  • Chronische Schmerzen im rechten Oberbauch
  • Gelbfärbung der Augen (verursacht durch das Bilirubin, welches von der Leber nicht mehr abgebaut werden kann)
  • Chronische Müdigkeit

Bei Gehirn-Metastasen:

  • Stärkste Kopfschmerzen, die sich nicht bessern
  • Verwirrtheit und Orientierungslosigkeit
  • Stärkste Müdigkeit
  • Verlust von einzelnen Gehirnfunktionen (zum Beispiel Bewegungslosigkeit eines Armes oder Beines, Gefühlsstörungen der Finder oder der Zehen, Verlust der Sprachfunktion oder Einschränkung des Sichtfeldes)

Bei Lymphknoten-Metastasen:

  • Chronisch vergrößerte Lymphknoten, vor allem im Bereich der Achselhöhle und des Halses, die normalerweise nicht schmerzhaft sind
  • Gegebenenfalls Gefühlsstörungen der Haut oder Probleme bei bestimmten Muskelbewegungen, wenn die Lymphknoten auf Nerven oder Muskeln drücken

Allgemein bei Brustkrebs-Metastasen:

  • Dauerhaft erhöhte Körpertemperatur (> 38° C)
  • Nächtliches Schwitzen
  • Müdigkeit, nur geringe Belastbarkeit
  • Gewichtsabnahme ohne ersichtlichen Grund

Wenn Sie die Liste gelesen haben und nun zurückschrecken, so ist das völlig normal. Natürlich hat jeder Mensch einmal Kopfschmerzen, Oberbauchschmerzen oder fühlt sich müde. Dies heißt noch lange nicht, dass Metastasen einer bösartigen Erkrankung die Ursache ist.

Wir betonen deswegen noch einmal, dass die obengenannten klinischen Anzeichen für Metastasen bei Brustkrebs nur dann Grund zu einer weiteren Abklärung geben, wenn die Anzeichen dauerhaft vorhanden sind, mit einer anderen Erkrankung (Grippe, Infektionen, etc.) nicht in Verbindung zu bringen sind und wenn die Anzeichen immer wieder kehren.

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Diagnostik beim Verdacht auf Brustkrebs-Metastasen

Wiederum richtet sich die Abklärung von klinischen Anzeichen für Metastasen des Brustkrebses nach der Lokalisation dieser. Die nachfolgende Liste gibt je nach Verdacht der Lokalisation der Brustkrebs-Metastasen die notwendigen Untersuchungen wieder:

  • Knochen-Metastasen: Knochenszintigraphie, Röntgenbild, Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT)
  • Lungen-Metastasen: Röntgenbild, CT
  • Leber-Metastasen: Ultraschall, MRT
  • Gehirn-Metastasen: Neuro-CT, MRT
  • Lymphknoten-Metastasen: US, MRT

Die oben genannten bildgebenden Verfahren sind sehr sicher bezüglich des Nachweises der Brustkrebs-Metastasen. Dennoch ist zu empfehlen, dass ein histologischer Nachweis der Metastase angestrebt werden soll, vor allem, wenn auch nur ein Hauch des Zweifels besteht. Dabei kann auch die Analyse der Rezeptoren erneut erfolgen. Wenn der Verdacht auf eine Metastasierung im Körper sich bestätigt hat, sollten die Organsysteme Leber, Lunge und Knochen immer mit abgeklärt werden.

Was bedeuten Brustkrebs-Metastasen für die einzelne Patientin?

Bei dem Auftreten von Brustkrebs-Metastasen Metastasen hat sich die Erkrankung gewandelt. Aus einer Erkrankung der Brust ist nun eine Erkrankung des gesamten Körpers geworden. Dabei hat eine Brustkrebs-Patientin mit Metastasen im Knochen keinen Knochenkrebs, sondern Knochenmetastasen von Brustkrebs.

Die Tumorzellen der Brustkrebs-Metastasen sind in der Regel aggressiver und nicht mehr so leicht zu therapieren wie der Ursprungstumor in der Brust, da es sich meistens nicht mehr um eine einzelne Zelllinie handelt, sondern um viele Zelllinien mit verschiedenen Charakteristika.

Dies hat zur Folge, dass die Brustkrebserkrankung bei den meisten betroffenen Frauen in ein chronisches Stadium gewechselt ist. Dies bedeutet, dass mehr die Kontrolle von Symptomen und das Zurückdrängen der Brustkrebs-Metastasen im Vordergrund stehen als eine Heilung von der Erkrankung, welche in Einzelfällen zwar möglich, insgesamt aber eine Ausnahme darstellt.

Behandlung von Metastasen bei Brustkrebs

Die Therapie von Brustkrebs-Metastasen ist sehr komplex und sehr individuell, da nicht nur die Lokalisation der Metastase, sondern auch die Vortherapien, der klinische Zustand der Patientin, die Symptome, Begleiterkrankungen und vieles mehr eine Rolle spielen.

Generell sollte so wenig belastend wie möglich therapiert werden. Im Vordergrund stehen medikamentöse Therapien, da die Erkrankung nun den gesamten Körper betrifft und somit auch der gesamte Körper über das Blut therapiert werden sollte. Aber auch lokale Maßnahmen wie Bestrahlungen und Operationen können bei Brustkrebs-Metastasen sinnvoll sein. Vor allem die erste Therapie nach dem Nachweis der Metastase ist von zentraler Bedeutung, da die metastasierten Tumorzellen noch gut angegriffen werden können. Aus diesem Grund werden die meisten Studien mit neuartigen Medikamenten in diesem Stadium der metastasierten Brustkrebserkrankung durchgeführt. Betroffene Frauen sollten sich genau über die Möglichkeit von innovativen Therapiestudien informieren.

Die Therapie von Brustkrebs-Metastasen gehört in die Hand eines Spezialisten und ihr betreuender Frauenarzt sollte Sie zu einem solchen überweisen, welcher die weitere Therapie planen und durchführen sollte.

Autor:
Dr. med. Florian Schütz