Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom)



An einem Ovarialkarzinom (Eierstockkrebs) erkranken in Deutschland jährlich etwa 9600 Frauen. Die genauen Ursachen für die Erkrankung an Eierstockkrebs sind bislang nicht geklärt. Jedoch gelten unter anderem ein zunehmendes Alter, Übergewicht sowie eine familiäre Häufung als etablierte Risikofaktoren.

Das durchschnittliche Alter bei der Erstdiagnose von Eierstockkrebs liegt zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr. Behandelt wird ein Ovarialkarzinom durch eine radikale Operation mit Entfernung aller sichtbaren und tastbaren Tumorherde sowie eine anschließende Chemotherapie.

Die Überlebensrate nach 5 Jahren hängt unter anderem vom diagnostizierten Krebsstadium ab und liegt zwischen 80 und 14%.

Weibliche Fortpflanzungsorgane mit Eierstöcken, Eileiter und Gebärmutter
Die Eierstöcke (Ovarien) und das weibliche Fortpflanzungssystem © bilderzwerg / Fotolia

Ursachen für Eierstockkrebs

Die eigentliche Ursache für diese Krebserkrankung ist bislang ungeklärt. In etwa 10 Prozent der Fälle ist Eierstockkrebs genetisch bedingt und geht mit einer Mutation (Veränderung) in den Genen BRCA 1 und BRCA 2 einher. Diese Gene spielen auch bei der Entstehung von Brustkrebs eine Rolle. Neueren Untersuchungen zu Folge scheint auch eine Endometriose (versprengte Gebärmutterschleimhaut) an den Eierstöcken die Entstehung eines Ovarialkarzinoms zu begünstigen.

Risikofaktoren für ein Ovarialkarzinom

Weitere etablierte Risikofaktoren für Eierstockkrebs sind zunehmendes Alter, Adipositas (Übergewichtigkeit), Nulliparität (keine Schwangerschaften) oder aber Brust- und/oder Eierstockkrebs in der Familie.

Man vermutet einen möglichen Zusammenhang zwischen der Entstehung von Eierstockkrebs und der absoluten Häufigkeit des Eisprungs. Diesbezüglich konnte man nachweisen, dass die Unterdrückung des Eisprungs mittels Pille das Risiko für eine spätere Erkrankung an einem Ovarialkarzinom deutlich reduziert, ebenso wie mehrere Schwangerschaften und Stillperioden, da die Eierstöcke zu dieser Zeit physiologisch inaktiv sind.

Arztsuche

Symptome von Eierstockkrebs

In ca. 70 Prozent der Fälle wird das Eierstockkrebs erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt, da es sehr lange keine Beschwerden verursacht und die Symptome relativ unspezifisch sind. Zudem gibt es noch keine zuverlässige Methode zur Früherkennung.

Mögliche Symptome von Eierstockkrebs sind:

  • Völlegefühl
  • Bauchumfangzunahme
  • Blähungen
  • diffuse Bauchschmerzen
  • unklare Gewichtsabnahme
  • veränderte Stuhlgewohnheiten

Diagnostik

Derzeit ist der Vaginalultraschall die zuverlässigste Methode, um eine Veränderung am Eierstock zu erkennen. Zusätzliche Informationen kann ein CT (Computertomographie) oder ein MRT (Kernspintomographie) liefern. Der in der täglichen Praxis oft bestimmte Tumormarker CA-125 ist allerdings aufgrund der geringen Sensitivität und Spezifität lediglich von begrenzter Aussagekraft.

Computertomographie zur Diagnose von Eierstockkrebs
CT © zlikovec / Fotolia

Möglichkeiten der Thearpie

Die optimale Behandlung von Eierstockkrebs beruht zum einen auf einer radikalen Operation mit Entfernung aller sichtbaren und tastbaren Tumorherde. Im Rahmen dieser Operation wird auch das Tumorstadium des Ovarialkarzinoms festgelegt. Die Operation ist Voraussetzung für die optimale Wirkung der zweiten wichtigen Säule, der sich anschließenden Chemotherapie.

Tumorstadien

Eierstockkrebs wird in die sogenannten FIGO-Stadien eingeteilt:

  • FIGO I: Tumor begrenzt auf Ovarien
  • FIGO II: Tumor befällt ein oder beide Ovarien und breitet sich im Becken aus
  • FIGO III: Tumor befällt ein oder beide Ovarien und breitet sich außerhalb des Beckens aus und/oder befällt die regionären Lymphknoten
  • FIGO IV: Organ oder Fernmetastasen (außerhalb des Bauchraums)

Radikale Operation

Im Rahmen der radikalen Operation bei Eierstockkrebs wird ein Längsschnitt vom Brustbein bis zum Schambein durchgeführt und der gesamte Bauchraum inspiziert. Anschließend werden die Adnexe (Eierstöcke), der Uterus (Gebärmutter), das große Netz sowie die Lymphknoten entlang der Beckengefäße und der Hauptschlagader entfernt, sowie alle weiteren sichtbaren Tumorbereiche. In manchen Fällen erfolgt bei Eierstockkrebs auch die Entfernung der Appendix (Blinddarm).

Chemotherapie

Im Anschluss an die Operation wird eine platinhaltige Kombinationschemotherapie durchgeführt (Carboplatin / Paclitaxel). In der Regel wird diese in Form von 6 Zyklen durchgeführt, im Abstand von jeweils drei Wochen.

Lediglich im Stadium I kann in Einzelfällen der Verzicht auf eine Chemotherapie mit der Patientin diskutiert werden. In fortgeschrittenen Tumorstadien, welche während der Operation als inoperabel eingestuft werden, kann eine so genannte „neoadjuvante“ Chemotherapie durchgeführt werden. In diesem Fall bekommt die Patientin primär drei Zyklen Chemotherapie, um den Tumor entsprechend zu verkleinern und damit die Chancen auf eine komplette Entfernung des Ovarialkarzinoms zu verbessern.

Alternative

Von alternativen Heilmethoden bei Eierstockkrebs wird aufgrund einer fehlenden Datenlage abgeraten.

Nachsorge

Die Nachsorgeuntersuchungen finden in den ersten drei Jahren in der Regel alle drei Monate, in den folgenden zwei Jahren alle sechs Monate und danach jährlich statt. Die Nachsorge bei Eierstockkrebs umfasst die körperliche Untersuchung inklusive gynäkologischer Spiegeleinstellung, Tast- und rektaler Untersuchung ergänzt von einem Ultraschall. Eine weiterführende Diagnostik, z.B. durch ein CT oder MRT oder die Bestimmung von Tumormarkern ist bei Beschwerdefreiheit nicht sinnvoll.

Krankheitsrückfall

Leider kommt es im Rahmen eines fortgeschrittenen Ovarialkarzinoms trotz initial optimaler Behandlung in ca. 75 Prozent der Fälle zu einem Rezidiv (erneutes Auftreten der Erkrankung). Hierbei unterscheidet man zwischen einem sogenannten Frührezidiv (Wiederauftreten innerhalb der ersten 6 Monate nach primärer Behandlung) und einem sogenannten Spätrezidiv (Wiederauftreten frühestens 6 Monate nach primärer Behandlung). Die Prognose bei Eierstockkrebs ist umso günstiger, je größer der Zeitraum zwischen initialer Behandlung und Wiederauftreten der Erkrankung ist.

Therapie nach einem Rezidiv

Die Therapie beim Rezidiv eines Ovarialkarzinoms beinhaltet je nach Allgemeinzustand der Patientin erneut eine Chemotherapie und im Falle eines Spätrezidivs ggf. eine erneute Operation.

Bei den Frührezidiven (0-6 Monate) steht die Erhaltung der Lebensqualität im Vordergrund. Man geht von einer Platin-Chemotherapie-Resistenz aus, sodass hier andere Chemotherapeutika wie Gemcitabine, Topotecan, und/oder pegyliertes liposomales Doxorubicin als alternative Behandlungsoptionen sinnvoll sind. Eine Kombinationstherapie (Verwendung von zwei Chemotherapeutika) bietet hier keinen Vorteil gegenüber einer Monotherapie (Verwendung nur eines Chemotherapeutikums).

Im Gegensatz dazu spricht man bei den Spätrezidiven (>6 Monate) von einer Platin-sensiblen Erkrankung. Hier erscheint die Kombinationstherapie der Monotherapie überlegen. Ob zusätzlich eine erneute Operation einen Benefit für die Patientin beinhaltet, wird aktuell in Studien untersucht.

Eine Sonderstellung nehmen die sogenannten Borderline-Tumore ein. Sie stehen in ihrem Verhalten zwischen den gutartigen Eierstocktumoren und dem Eierstockskrebs. Der Unterschied zum Ovarialkarzinom ist die fehlende Aggressivität. Dennoch kann sich im Laufe der Zeit aus einem Borderlinetumor ein Ovarialkarzinom entwickeln. Die Therapie besteht in einer operativen Entfernung der Ovarien und des großen Netzes, da hier Absiedelungen des Tumors gefunden werden können. Eine zusätzliche Chemotherapie ist in der Regel nicht notwendig.

Bei bestehendem Kinderwunsch kann im Einzelfall ein Eierstock erhalten werden. Dieses Vorgehen beinhaltet jedoch ein erhöhtes Risiko für eine Rezidiv-Erkrankung.

Arztsuche

Heilungschancen bei Eierstockkrebs

Die Prognose bei Eierstockkrebs hängt zum einen wesentlich sowohl vom initialen Tumorstadium als auch von der kompletten Entfernung des Tumors ab. So haben die Patientinnen die günstigste Prognose, bei denen nach der Operation kein Tumorrest mehr nachzuweisen ist. Zusätzlich spielen das Alter und der Allgemeinzustand eine wichtige Rolle. Zum anderen ist das Ansprechen des Ovarialkarzinoms auf die gegebene Chemotherapie von entscheidender Bedeutung.

Autoren:
Prof. Dr. med. Dominik Denschlag
Katarina Dennis