Die künstliche Befruchtung wird in der Fachsprache häufig auch als assistierte Reproduktion bezeichnet. Darunter versteht man im Allgemeinen die Herbeiführung einer Schwangerschaft ohne jegliche Form des Geschlechtsverkehrs. Oftmals erfolgt diese mithilfe eines medizinischen Eingriffs. Auf diese Weise kann der Kinderwunsch auch dann erfüllt werden, wenn die Befruchtung nicht auf natürliche Weise erfolgen kann. Hierbei haben sich einige unterschiedliche Verfahren etabliert, um die Befruchtung der Eizelle durchzuführen. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen der externen und der internen künstlichen Befruchtung. Dabei werden Samen und Eizelle entweder außerhalb oder innerhalb des weiblichen Körpers zusammengebracht.
Rechtlich sind bei der künstlichen Befruchtung jedoch zahlreiche Dinge zu beachten. Bei diesem Vorgang handelt es sich grundsätzlich um einen schweren Eingriff in den Zeugungsakt sowie die Sexualität der Menschen. Obwohl sich der Weg zur Befruchtung einer Eizelle stark von der natürlichen Befruchtung unterscheidet, handelt es sich bei der künstlichen Befruchtung dennoch um eine gewöhnliche Zeugung eines Kindes. Deshalb treten neben den Risiken einer gewöhnlichen Schwangerschaft keinerlei zusätzliche Risiken auf Komplikationen auf.
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Für wen kommt eine künstliche Befruchtung infrage?
Eine künstliche Befruchtung wird bei zahlreichen unterschiedlichen Menschen durchgeführt. Dieses Verfahren richtet sich vorrangig an Menschen mit unerfülltem Kinderwunsch, die auf natürliche Weise kein Kind bekommen können. Die künstliche Befruchtung bietet diesen Menschen jedoch die Möglichkeit, auch ohne den Beischlaf ein Kind mit dem eigenen genetischen Erbgut zu erhalten.
Bei deutlich über 90 Prozent aller heterosexuellen Paare liegen jedoch körperliche Ursachen für die Kinderlosigkeit vor. Die künstliche Befruchtung ist jedoch nur dann möglich, wenn die erforderlichen körperlichen Voraussetzungen erfüllt sind. Sollte Vater oder Mutter des Kindes vollständig zeugungsunfähig sein, so ist auch eine künstliche Befruchtung nicht möglich.
Neben heterosexuellen Paaren greifen jedoch ebenfalls lesbische Paare häufig auf eine künstliche Befruchtung zurück. Hierbei wird in der Regel nach Samenspendern unter den nahen Verwandten der Partnerin gesucht, um eine größtmögliche genetische Übereinstimmung zu beiden Elternteilen zu erreichen.
Deutlich schwieriger gestaltet sich die künstliche Befruchtung von alleinstehenden Frauen. Zahlreiche Frauen, die keinen geeigneten Partner finden können, versuchen ihren Kinderwunsch durch eine künstliche Befruchtung mit den Samen eines beliebigen Samenspenders zu erfüllen. Medizinisch kommen diese Frauen in der Regel ebenso für eine künstliche Befruchtung infrage wie lesbische und heterosexuelle Paare. Alleinstehende Frauen müssen jedoch besondere rechtliche Hürden überwinden, um sich künstlich befruchten zu lassen.
Wie funktioniert eine künstliche Befruchtung?
In der Praxis haben sich zahlreiche unterschiedliche Verfahren zur künstlichen Befruchtung etabliert. Die einzige Gemeinsamkeit dieser Verfahren besteht darin, dass die Befruchtung der Eizelle nicht durch einen regulären Geschlechtsverkehr durchgeführt wird. Die Verschmelzung von Samenzelle und Eizelle kann sowohl außerhalb als auch innerhalb des weiblichen Körpers stattfinden.
Ablauf der externen künstlichen Befruchtung
Bei einer externen künstlichen Befruchtung wird die Eizelle entnommen und in einem Reagenzglas mit einer menschlichen Samenzelle zusammengeführt. Hierbei haben sich ebenfalls zwei unterschiedliche Arten dieses Verfahrens etabliert:
- Bei der sogenannten In-vitro-Fertilisation (IVF) werden die Spermien lediglich in das Reagenzglas gegeben, sodass diese ihren Weg in die Eizelle selbst finden müssen.
- Bei der Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) werden hingegen die Spermien direkt in die Eizelle injiziert. Dieses Verfahren kommt meist bei Spermien mit eingeschränkter Beweglichkeit zum Einsatz. Erst nach erfolgreicher Befruchtung der Eizelle wird diese wieder in den weiblichen Körper eingepflanzt, sodass es zu einer Schwangerschaft kommt.
Schematische Darstellung der ICSI © koya979 / Fotolia
Ablauf der internen künstlichen Befruchtung
Bei der internen künstlichen Befruchtung werden die Spermien in den Körper der Frau gebracht. Dieses Verfahren bezeichnen Mediziner auch als Insemination. Die jeweiligen Verfahren unterscheiden sich hierbei lediglich im Zielort der Samenablage:
- Bei einer intrauterinen Insemination werden die Spermien direkt in der Gebärmutter abgeladen.
- Bei anderen Methoden erfolgt die Platzierung der Spermien hingegen im Gebärmutterhals oder dem Eileiter.
- Am weitesten verbreitet ist jedoch die sogenannte Bechermethode. Dabei werden die Spermien lediglich mit einer Spritze in die geöffnete Vagina gespritzt.
Der Übergang zur natürlichen Befruchtung ist bei diesen Verfahren fließend. Für die Zuordnung als künstliche Befruchtung ist der Einsatz von technischen Hilfsmitteln mit dem ausschließlichen Zweck der Befruchtung entscheidend. Deshalb wird eine Befruchtung mithilfe eines von Spermien überzogenen Sexspielzeugs nicht als künstliche Befruchtung mithilfe der Bechermethode betrachtet.
Wie hoch sind ihre Erfolgsaussichten?
Viele Menschen glauben, dass eine künstliche Befruchtung immer eine Schwangerschaft zur Folge hat. Tatsächlich sind die Erfolgsaussichten der künstlichen Befruchtung verhältnismäßig niedrig.
Die höchsten Erfolgsraten weisen die externen künstlichen Befruchtungen auf. Sowohl die In-vitro-Fertilisation als auch die intrazytoplasmatische Spermieninjektion verfügen hierbei über Erfolgswahrscheinlichkeiten von 15 Prozent. Bei optimalen Bedingungen steigen die Erfolgsaussichten sogar auf bis zu 20 Prozent an. Das bedeutet, dass durchschnittlich betrachtet zwischen fünf und sieben Versuche notwendig sind, um eine Schwangerschaft mit diesen Methoden zu erreichen. Gleichermaßen sind diese Methoden jedoch ebenfalls am kostenintensivsten.
Deutlich preiswerter sind die internen künstlichen Befruchtungsmethoden. Nahezu alle Verfahren weisen hierbei Erfolgschancen von ca. zehn Prozent auf. Unter optimalen Bedingungen lassen sich Erfolgsaussichten von bis zu 15 Prozent erreichen. Die künstliche Befruchtung mit der Bechermethode ist mit großem Abstand die preiswerteste Alternative. Diese verfügt mit einer fünfprozentigen Wahrscheinlichkeit auf Erfolg jedoch sogar über geringere Erfolgsaussichten als ein Kryotransfer. Dabei werden bereits befruchtete, gefrorene Eizellen in die Gebärmutter eingepflanzt. Diese Methode erreicht eine Erfolgswahrscheinlichkeit von acht bis zwölf Prozent.
Welche Voraussetzungen müssen erfüllt werden?
In Deutschland ist die künstliche Befruchtung zahlreichen rechtlichen Einschränkungen unterworfen. Hierbei liegen in Deutschland wesentlich strengere Voraussetzungen vor als in den meisten anderen Ländern. In der Regel ist eine rechtlich gültige Ehe zwischen einem Mann und einer Frau eine notwendige Voraussetzung für die künstliche Befruchtung in Deutschland. Liegt diese nicht vor, so muss das Anliegen gründlich vor einer Ethikkommission geschildert werden. In Deutschland ist eine künstliche Befruchtung von lesbischen Paaren oder alleinstehenden Frauen nur möglich, wenn dies von einer Ethikkommission der zuständigen Ärztekammer als ethisch unbedenklich eingestuft wurde.
Neben den rechtlichen Bestimmungen verlangen jedoch ebenfalls die gesetzlichen Krankenkassen ein Mitspracherecht bei der künstlichen Befruchtung. So beteiligen sich diese nur dann an den Kosten, wenn die Eizelle und die Samenzellen des verheirateten Paares verwendet werden. Weiterhin beteiligen sich die gesetzlichen Krankenkassen nur dann an den Kosten, wenn die Frau das 40. Lebensjahr noch nicht erreicht hat und keiner der beiden Partner an HIV leidet.
Unabhängig von den Bestimmungen der Krankenkassen müssen in Deutschland zahlreiche Beratungsgespräche durchgeführt werden, ehe eine künstliche Befruchtung möglich ist. Darüber hinaus dürfen beide Partner nicht jünger als 25 Jahre alt sein und der Mann darf das 45. Lebensjahr noch nicht erreicht haben. Die Bescheinigungen über die absolvierten Aufklärungsgespräche muss das Ehepaar von speziellen Fachärzten ausstellen lassen.
Welche Kosten entstehen durch eine künstliche Befruchtung?
Die Kosten für eine künstliche Befruchtung können in Deutschland stark variieren. Grundsätzlich entstehen hierbei vorrangig Personalkosten für die durchführenden Ärzte sowie Materialkosten für die benötigten technischen Hilfsmittel. Darüber hinaus verursacht ebenfalls die Lagerung der Samen- sowie Eizellen hohe Kosten. Aufgrund der sich stark unterscheidenden Verfahren sind die Kosten für eine künstliche Befruchtung jedoch vor allem von der durchgeführten Methode sowie den individuellen Angeboten der Anbieter abhängig. In Deutschland müssen jedoch Kosten von mindestens 2.000 Euro pro Versuch eingeplant werden. Da sich die Erfolgsaussichten der jeweiligen Verfahren stark unterscheiden, müssen Paare mit Kosten von insgesamt durchschnittlich 10.000 bis 30.000 Euro rechnen.
Die Kosten für die künstliche Befruchtung müssen in jedem Fall die befruchtete Frau und ihr Partner selbst tragen. Unter gewissen Voraussetzungen können sie jedoch Zuschüsse von den gesetzlichen Krankenkassen beantragen. In der Regel müssen beide Partner bei der gleichen Krankenkasse versichert sein. Zuschüsse werden jedoch grundsätzlich nur an Ehepaare vergeben. Selbst bei einer seltenen Zustimmung der Ethikkommission ist eine Förderung durch eine gesetzliche Krankenkasse nicht möglich. Während einige Krankenkassen einen Zuschuss von 200 Euro pro durchgeführten Versuch gewähren, übernehmen andere Krankenkassen bis zu 100 Prozent der Kosten. Der Zuschuss der gesetzlichen Krankenkassen ist jedoch nur für die ersten drei Versuche möglich. Aus diesem Grund müssen Paare bei künstlichen Befruchtungen stets mit hohen Eigenkosten rechnen.