Stimulationsbehandlung mit Clomifen und Gonatropine


Eine Stimulationsbehandlung kann bei einer bestimmten Ursache von unerfülltem Kinderwunsch in Erwägung gezogen werden: Ein Fehlen des Eisprungs oder ein nicht ausreichend stabiler Eisprung (Gelbkörperschwäche etc.). Bei der Stimulationsbehandlung kommen Medikamente zum Einsatz, die den Eisprung fördern. Diese Medikamente gibt es etweder in Form von Tabletten (v.a. Clomifen) oder als Spritzen (Gonadotropine).

Clomifen in der Stimulationsbehandlung

Von allen in Tablettenform erhältlichen Medikamenten ist Clomifen, das seit 1967 in der Bundesrepublik eingesetzt wird, am wirksamsten. Bei Frauen mit unerklärbarer Sterilität (ohne schwerwiegenden Grund) erhöht das Medikament Clomifen die Schwangerschaftschance auf 4 bis 6 Prozent im Monat. Dies ist aber nur bewiesen für Frauen bis 34 Jahre.

Wie wirkt Clomifen?

Über einen Anstieg der Hormone FSH und LH im Blut wird ein Wachsen der Eibläschen (Follikelwachstum) angeregt. Je nach Dosierung und Gegebenheiten bei der Patientin kommen dabei ein bis vier Eibläschen zur Reifung. Echte Überreaktionen des Eierstocks (Überstimulation) sind selten. Eine die Patientin beeinträchtigende Überstimulation tritt in deutlich weniger als 5 Prozent der Fälle auf.

Mit der niedrigen Dosierung von einer Tablette pro Tag an fünf aufeinanderfolgenden Tagen (häufig Beginn der Behandlung am 3. Zyklustag) lässt sich in 70 bis 80 Prozent der Fälle eine ausreichende Eibläschenreifung und danach auch ein Eisprung erzielen.

Stimulationsbehandlung mit Clomifen
Stimulationsbehandlung mit Clomifen

Auf einen Behandlungsmonat bezogen ergeben sich Schwangerschaftsraten, die zwischen 3 und maximal 10 Prozent liegen. Durch die Ultraschallüberwachung kann die Zahl sowie  die Größe der heranreifenden Eibläschen festgelegt werden. Und auch der ungefähre Zeitpunkt des Eisprungs lässt sich bestimmen. Zirka 75 Prozent der nach Clomifen-Stimulation auftretenden Schwangerschaften werden innerhalb der ersten drei Behandlungszyklen erreicht. Mit auf dieser Tatsache gründet die Empfehlung der Hersteller, Clomifen nur sechs Zyklen lang anzuwenden.

Welche Auswirkungen hat Clomifen auf die Schwangerschaft?

Das Mehrlingsschwangerschaftsrisiko liegt bei ca. 5 Prozent, wobei die meisten der Mehrlingsschwangerschaften Zwillinge sind. Die nach Clomifen-Behandlung geborenen Kinder weisen wohl keine erhöhte Fehlbildungsrate auf. Nach Clomifen-Stimulation treten auch nicht vermehrt Fehlgeburten auf, wie früher oft angenommen. Denn die Fehlgeburtsrate (Abortrate) hängt entschieden mehr mit dem Alter der Frau zusammen als mit der Art der Stimulationsbehandlung.

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Stimulationsbehandlung mit Spritzenpräparaten (Gonadotropine)

Seit Anfang der Sechzigerjahre werden in Spritzenform erhältliche Medikamente (Gonadotropine) zur Eizellreifung eingesetzt. Diese Präparate wurden ursprünglich bei Frauen verwendet, bei denen kein Eisprung vorhanden und auch durch Tablettenstimulation nicht zu erzielen war. Falls die Spritzenstimulation eingesetzt werden soll, senkt die niedrig dosierte Stimulation die Häufigkeit der Eierstocküberstimulation. HMG erhöht die Chance auf eine Schwangerschaft auf 10 Prozent pro Monat.

Stimulationsbehandlung mit Spritzen
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Wie wirken die Spritzenpräparate (Gonadotropine)?

Die Arzneimittel enthalten entweder nur FSH oder eine Kombination von LH und FSH. Diese beiden Hormone, und speziell hier das follikelstimulierende Hormon (FSH), regulieren normalerweise auch die Entwicklung der Eibläschen im Eierstock. Die Gonadotropine werden meist täglich als Spritze gegeben. Sie führen zur Ausbildung von Eibläschen im Eierstock. Im Vergleich zu Clomifen entstehen dabei in aller Regel mehr Eibläschen.

Das Ansprechen der Eierstöcke ist dabei von Frau zu Frau unterschiedlich und von vornherein nicht voraussehbar. Bei Behandlungen mit diesen Arzneimitteln werden das Follikelwachstum sowie die Zahl der Eibläschen durch Ultraschall überwacht. Auch Hormonbestimmungen (vorwiegend Östrogen und auch Progesteron) können erfolgen, müssen aber nicht. Das Risiko einer Eierstocküberreaktion (Überstimulation) und einer unkontrollierten Mehrlingsbildung soll begrenzt bleiben.

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Wie ist der Ablauf einer Stimulationsbehandlung mit Spritzenpräparaten (Gonadotropine)?

Ab dem dritten Zyklustag werden ein bis zwei Ampullen des gewählten Präparates gespritzt. Diese Behandlung wird an den darauffolgenden Tagen wiederholt. Die Dosierung richtet sich nach Alter und Körpergewicht der Frau sowie nach dem Ansprechen der Eierstöcke (eventuell bekannt aus früheren Stimulationen). Eine erneute Ultraschalluntersuchung in dieser frühen Phase der Stimulationsbehandlung ist nicht erforderlich. Blutabnahmen zur Bestimmung der Östrogene oder anderer Hormone können erfolgen.

Die Spritzen können auch vom Patienten nach Anlernen verabreicht werden (werden unter die Haut gespritzt). Nach fünf bis sieben Tagen sollte dann eine erneute Ultraschalluntersuchung folgen. Bei ausreichender Größe der Eibläschen (16–20 mm) kann dann durch die Gabe eines hCG-Präparates der Eisprung ausgelöst werden. Diese eisprungauslösende Spritze ist jedoch keine grundsätzliche Voraussetzung.

Stimulationsbehandlung mit Gonadotropine
Schematische Darstellung des Ablaufs einer Spritzenbehandlung (hMG- oder FSH-Stimulation)

Ähnlich wie beim Zyklusmonitoring kann der Ovulationszeitpunkt (Zeitpunkt des Eisprungs) durch die Messungen des Hormons LH im Blut oder im Urin eingegrenzt werden. Der Arzt empfiehlt dann, welche Tage für den Verkehr am erfolgreichsten erscheinen. Bilden sich zu viele Eibläschen aus, so muss unter anderem wegen der Gefahr der unkontrollierten Mehrlingsbildung vom Verkehr abgeraten werden. Die Schwangerschaftsrate pro Behandlungszyklus liegt bei ca. 10 bis maximal 15 Prozent.

Das Risiko von Mehrlingsschwangerschaften ist mit durchschnittlich 10 bis 20 Prozent höher als nach Clomifen-Stimulation. Ähnlich wie bei Clomifen kann man die Gonadotropin-Therapie mit der intrauterinen Inseminationsbehandlung verbinden. Die im Markt erhältlichen Präparate unterscheiden sich nicht in der Wirkung, aber möglicherweise im Preis. Es ist zuverlässig belegt, dass man bei der Präparatwahl nach dem Kostenaspekt vorgehen sollte.

Autoren:
Prof. Dr. med. Karl Sterzik
Dr. med. Erwin Strehler
Prof. Dr. med. Rainer Wiedemann
Dr. med. Petra-Ilona Wiedemann