Die Belastungsinkontinenz, auch als Stressinkontinenz, ist die häufigste Form der Blasenschwäche bei Frauen. Circa 40 % aller inkontinenten Frauen leiden an einer Stressinkontinenz. Stress meint hierbei nicht psychischen Stress, sondern die Belastung der Blase. Darum spricht man heute meist von einer Belastungsinkontinenz.
Was passiert bei einer Belastungsinkontinenz?
Die Blase ist ein Hohlorgan, das aus drei Muskelschichten besteht. Sie dient als Sammelbehälter für den unablässigen Urinfluss aus den Nieren. Durch die stetig ansteigende Menge an Flüssigkeit dehnt sich die Harnblase aus. Dieser Reiz wird an das Gehirn weitergeleitet und verursacht bereits bei einem Füllvolumen von 80 ml einen leichten Harndrang. Je voller die Blase wird, desto größer wird das Bedürfnis, den Urin zu entleeren.
Der Übergang von Harnblase zur Harnröhre wird durch zwei Muskelringe (Sphinkter) verschlossen. Der innere Sphinkter lässt sich willentlich nicht steuern. Wird der Harndrang zu groß, öffnet er sich. Der äußere Sphinkter hingegen unterliegt der willentlichen Steuerung. Er öffnet sich normalerweise erst, wenn der „Befehl“ dazu erteilt wird.
Einen maßgeblichen Anteil am Verschlussmechanismus der Blase hat die Beckenbodenmuskulatur. Sie unterstützt den äußeren Schließmuskel in seiner Funktion. Beim Wasserlassen muss auch sie sich entspannen, damit Urin austreten kann.
Aufbau der menschlichen Harnblase
Bei einer Stressinkontinenz funktioniert der Verschlussmechanismus nicht mehr vollständig. Beim Niesen, Husten, Lachen oder sportlichen Aktivitäten wird der Druck auf die Harnblase und damit auf die verschließenden Muskelringe erhöht. Sie öffnen sich leicht und Urin tritt aus.
Ursachen für eine Belastungsinkontinenz
Auch wenn Blasenschwäche vermehrt bei älteren Menschen auftritt, sind von der Stressinkontinenz ebenfalls junge Frauen betroffen. Die Ursachen können in einer Bindegewebsschwäche, einer Schwächung der Beckenbodenmuskulatur durch ein Absinken der Blase oder der Gebärmutter sowie Geburten begründet sein. Auch bei Übergewicht kann es zu einer Belastungsinkontinenz kommen.
Symptome der Belastungsinkontinenz
Symptome für eine Belastungsinkontinenz liegen vor, wenn Urin beim Husten oder Niesen ungewollt austritt. Man unterscheidet drei Schweregrade der Belastungsinkontinenz:
- Grad eins: Beim Husten, Niesen oder Lachen tritt Urin aus. (Belastungsinkontinenz)
- Grad zwei: Urin tritt bei abrupten Körperbewegungen oder beim Aufstehen und Hinsetzen aus.
- Grad drei: Schon bei Bewegungen ohne Belastung, z.B. im Liegen, tritt Urin aus.
Diagnose einer Belastungsinkontinenz
Zu Beginn wird der Arzt in einem ausführlichen Gespräch Fragen zum Beginn der Beschwerden und zu den Umständen der Inkontinenz stellen. Darüber hinaus wird er sich über vorangegangene Erkrankungen, Operationen und Behandlungen erkundigen. Bei Frauen spielt der Verlauf von Geburten eine Rolle. Anschließend wird er eine körperliche Untersuchung des Genitals und des Afters durchführen.
Weitere Untersuchungen:
- Urinuntersuchung
- Ausscheidungsprotokoll über mindestens 2 Tage
- Blutuntersuchung
- Sonografie (Ultraschalluntersuchung) des unteren Harntrakts
- Windeltest (Pad-Test)
Untersuchungen zur genaueren Bestimmung der Inkontinenzform:
- Ausscheidungsurografie
- Urethrozystoskopie und Zystoskopie (Blasenspiegelung)
- Urodynamische Untersuchung
- Computertomographie mit Kontrastmittelgabe
Blasenschwäche muss nicht schicksalhaft hingenommen werden
Inkontinenz im Erwachsenenalter war lange Zeit ein Tabuthema. Betroffene schämten sich über ihre Blasenschwäche zu sprechen. Heute ist eine leichte Besserung zu verzeichnen. Es wird zum Beispiel offener für Hilfsmittel geworben. Dennoch geraten Betroffene noch immer an Ärzte, die ihre Inkontinenz bagatellisieren und sie als psychisches Problem abtun.
Dies muss nicht sein. Neben Beckenbodentraining gibt es Hilfsmittel, wie Vorlagen oder Vaginaltampons, die inkontinenten Frauen wieder ein normales soziales Leben ermöglichen.
Behandlung der Blasenschwäche
Eine Blasenschwäche aufgrund einer Belastungsinkontinenz lässt sich heute sehr gut behandeln. Bei einer leichten bis mittleren Stressinkontinenz reichen meistens konservative Behandlungsmethoden aus, um ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erzielen. Durch regelmäßiges Beckenbodentraining, Biofeedbacktraining, medikamentöse Behandlung und Elektrostimulation können häufig gute Ergebnisse erzielt werden.
Darüber hinaus bieten Vaginaltampons die Möglichkeit, durch leichten Druck die Funktion des Schließmuskels zu unterstützen und gleichzeitig die Beckenbodenmuskulatur zu stimulieren. Auch bei mittelschweren Formen der Belastungsinkontinenz kann möglicherweise durch den Einsatz von Vaginaltampons eine Operation vermieden werden.
Sollten die konservativen Maßnahmen keine zufriedenstellende Besserung bringen, gibt es vielversprechende Operationsverfahren. Die TVT – Tension-free Vaginal Tape hat sich als besonders schonende und erfolgreiche Methode etabliert.
Operative Behandlung
• TVT – „Tension-free Vaginal Tape“
• Implacement-Therapie
• Der künstliche Schließmuskel